Einzigartige Vegation und 6000 Jahre Kulturlandschaft am Hangelstein bei Gießen

Hangelstein - Wanderung 2009
19. 04. 2009
Gerade noch rechtzeitig, um die letzten Ausprägungen der dortigen nicht nur für Hessen einzigartigen Frühjahrsvegetation wahrnehmen zu können, unternahm der Arbeitskreis Geschichte und Heimatkunde Daubringen unter guter Beteiligung am 18. April eine Wanderung durch den Hangelstein.
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Von der Gaststätte "Zum Waldfrieden" startete ein dreistündiger Rundgang zur Naturkunde und durch die erst seit wenigen Jahrzehnten in ihrer Breite erkannten nahezu 6000 Jahre Siedlungs- und Kulturlandschaftsgeschichte in und an diesem letzten westlichen Ausläufer des Vorderen Vogelsbergs links der Lahn.

Der ehemalige Förster Wolf-Rüdiger Schäfer/Staufenberg-Treis konnte zu forstlichen Fragen und besonderen Waldgesellschaften am Hangelstein Auskunft geben, die neben den speziellen Standortbedingungen auch der Tatsache zu verdanken sind, dass die Stadt Gießen - seit dem ausgehend Mittelalter Eigentümerin des Hangelsteins - den Wald womöglich weniger intensiv in ihre Waldwirtschaft einbezog als das in den letzten Jahrhundert nicht immer zum nachhaltigen Nutzen für die natürlichen Ressource sonst meist die Regel war.

Zu den von Volker Hess/Staufenberg-Daubringen vorgestellten geschichtlichen Themen zählten u.a. die vorgeschichtlichen Michelsberger und Urnenfelderkulturen, von deren Existenz neben spärlichen Lesefunden auch die noch immer nur schwer enzuordnenden Geländemerkmale auf dem Gipfelplateau und am westlichen Bergsporn zeugen. Weitgehend dem Zufall war vor einigen Jahrzehnten zu verdanken, dass eine urnenfelderzeitliche Siedlung vor der weitgehenden Zerstörung durch den Basaltabbau am Eltersberg direkt östlich an den Hangelstein anschliessend noch ergraben werden konnte.

In der Nähe des "Hölzern' Borns" verschaffte sich die Gruppe durch einen durch das Wetter nur wenig getrübten schönen Rundblick einen Eindruck vom Umfang der frühneuzeitlichen Markgenossenschaft Altenstruth, in die die Feldgemarkungen dreier mittelalterlicher Dorfschaften aufgegangen waren. Das regelmässige Kräutersammeln am "Härkreudertoag" und die Erinnerung an regelmässige Grenzbegehungen der Markgenossen mit anschliessendem "geselligen Beisammensein, spiegelte sich in vergangenen Jahrzehnten immer noch in der Sitte von Menschen aus den umliegenden Gemeinden wider, am "Hölzern' Born" den Himmelfahrtstag zu feiern.

Nach einem Abstecher zur mittelalterlichem Basaltabbau zu verdankenden sagenumwobenen "Teufelskanzel" und umgebenden historischen Verkehrsrelikten kam auch die Zeitgeschichte durch Hinweis auf den bereits in der Weimarer Republik geplanten, in den 1930er Jahren mit gezieltem Holzeinschlag sogar begonnenen, aber - dem Naturschutz sei dank - wieder eingestellten Autobahnbau am Hangelstein nicht zu kurz. Der ständig begleitende Geräuschpegel erinnerte daran, dass sich hier seit den 1970er Jahren mit dem Gießener Nordkreuz erneut etwas geändert hat.

Zurück am Ausgangspunkt dankte Liesel Schumann/Staufenberg-Daubringen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den Beitragenden und wies zum Abschluss noch auf die bevorstehende Wanderung rund um den Daubringer Buchenberg zum Thema "Daubringen und der Quarzit" hin, die am 3. Mai gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde Daubringen stattfinden soll.

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